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Die Antillen-Insel Barbados gilt unter Experten als eines der wichtigsten Rum-Ursprungsländer, wenn nicht sogar als Geburtsort des Zuckerrohr-Schnapses. So ist auf Barbados auch die älteste Rum-Brennerei überhaupt aktiv. Es wird nachweislich seit deutlich mehr als 300 Jahren Rum auf Barbados hergestellt. Barbados Rum ist meist hocharomatisch dank des dort in besonderem Boden angebauten Zuckerrohrs. Mehr dazu …weiterlesen
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Viele historische Spuren führen nach Barbados, wenn man die Geschichte des Rums erforscht und nach den Ursprüngen sucht. 1703 ist eine der am besten nachweisbaren Jahreszahlen: Seit diesem Jahr ist Mount Gay auf Barbados urkundlich erwähnt. Damit handelt es sich um die älteste Rum-Brennerei weltweit, die heute noch in Betrieb ist. Doch es wurde bereits vor 1703 Rum produziert – und zwar ebenfalls als Erstes auf der Insel. Die ältesten schriftlichen Erwähnungen, welche auf die Existenz des Zuckerrohr-Schnapses hindeuten, datieren auf 1647 und es gilt somit als gesichert, dass auf der Karibik-Insel schon im 17. Jahrhundert Rum hergestellt wurde.
Durch ihre etwas weiter in den Atlantik versetzte Lage am südöstlichen Ende der kleinen Antillen kamen viele Schiffe aus Europa wohl als Erstes auf Barbados an. So begann hier auch der für die Geschichte des Rums elementare Zuckerrohr-Anbau. Bereits bei seiner zweiten Karibik-Reise hatte Christoph Kolumbus die Pflanzen, die hunderte Jahre zuvor über das echte Indien nach Europa kamen, ins vermeintliche West-Indien gebracht. Ab der Eroberung der Insel durch die Engländer 1627 wurde auf Barbados Zuckerrohr ganz gezielt auch für die Zucker- und Rum-Produktion kultiviert.
Bei Mount Gay im Norden soll bereits ab 1663 auch Rum hergestellt worden sein. Die älteste schriftliche Evidenz datiert auf den 20. Februar 1703, das offizielle Gründungsdatum. Spätestens seitdem wurde nicht nur Zucker, sondern auch Rum von Barbados nach England verschifft. In der Hauptstadt Bridgetown wurde 1926 schließlich auch eine Firma namens Mount Gay Distilleries gegründet, die seither den internationalen Vertrieb und die Markenrechte der alten Brennerei organisiert.
Noch heute ist der Inselstaat Barbados mit alten Windmühlen-Ruinen überzogen, die einst zum Mahlen der Zuckerrohrstangen verwendet wurden. Die Melasse, die bei der Zuckergewinnung aus Zuckerrohr übrigbleibt, fermentiert (gärt) nach einigen Tagen, sodass Alkohol entsteht. Der so gewonnene Melasse-Wein ist die Basis, aus der Rum gebrannt wird. Es heißt, dass englische Segler und Matrosen lange Zeit immer die einzigartige Spirituose aus Barbados mit zurück nach England brachten – als unbestreitbaren Beweis, dass sie tatsächlich den Atlantik überquert haben.
Bis heute wird Barbados Rum als besonders aromatische Rum-Sorte geschätzt. Das liegt an einzigartigen Traditionen in der Herstellung, die sich auf Barbados seit den dortigen Rum-Ursprüngen erhalten und weiterentwickelt haben. So gilt etwa die barbadische Fermentationstechnik als wichtiger Faktor für den besonderen regionalen Rum-Geschmack. Moderne Destillationsmethoden hielten in der gesamten Karibik erst im Laufe des 19. Jahrhundert Einzug, doch auf Barbados wird bis heute auch die traditionelle und aufwendigere Destillation in Pot Stills gepflegt.
Insbesondere auch die seit 1820 aktive und in fünfter Generation familiengeführte Foursquare Distillery vereint die Tradition und Eigenständigkeit von Barbados Rum mit moderner Produktivität. Die in Saint Philip, dem Bezirk am östlichen Rand der Insel, auf dem Gelände einer ehemaligen Zuckerrohrplantage beheimatete Brennerei gehört zu den Destillerien mit der effizientesten und modernsten Produktion und steht gleichzeitig für reinen und unverfälschten Rum ohne Zusätze. Dort hergestellte Produkte finden sich in vielen Blends und unabhängigen Abfüllungen – etwa Doorly oder Real McCoy – wieder, wobei die Brennerei der Seale Company Limited gehört und sich damit als einzige auf Barbados noch voll in einheimischer Hand befindet.
Die Sonne scheint auf der Insel unerbittlich, sodass nicht nur das Zuckerrohr gut gedeiht, sondern auch der Rum gut reift. Die Durchschnittstemperatur liegt bei rund 26 °C und dabei gibt es das ganze Jahr über nur geringe Schwankungen. Dadurch gewinnt der Rum hier schnell eine besondere Komplexität im Geschmack, die im Gegensatz zum dafür berühmt-berüchtigten Jamaica Rum aber nicht durch kräftige Tannine geprägt ist.
Vielmehr ist typischer Barbados Rum weich und fruchtig, charakteristische Aromen in der Nase sind Vanille und Kokosnuss, die sich oft auf der Zunge mit intensiven Noten von getrockneten Früchten verbinden. Kenner schätzen an dem guten Tropfen den feinen Hauch würziger und herber Nuancen, welcher sich oft im Abgang bemerkbar macht.
Die große Beliebtheit zeigt sich auf erstaunliche Weise darin, dass hier die frühere Rivalität verschiedener Kolonialmächte – anders als in weiten Teilen der Rum-Geschichte – heute nicht weiter in unterschiedlichen Traditionen und Stilen fortgesetzt wird. So gibt es zwar deutlich voneinander unterscheidbare französische, spanische und britische Rum-Stile, die in der Regel anhand der regionalen Herkunft eindeutig dem jeweiligen ehemaligen kolonialen Einfluss zugeordnet werden können, nach dem sie auch benannt sind. Barbados Rum hat jedoch gerade auch bei französischen Rum-Connaisseuren einen besonderen Stellenwert, obwohl die östlichste Insel der Karibik schon ab 1625 und bis 1966 fest in großbritannischer Hand war und sogar heute noch Teil des Commonwealth of Nation ist.
Nun ist es so, dass die Franzosen in ihren eigenen Kolonien mit Rhum agricole einen völlig anderen Stil etablierten. Dieser entwickelte sich sogar durch einen Konflikt zwischen Frankreich und England. Napoleon hatte im November 1806 die Kontinentalsperre eingerichtet, die englischen Schiffen das Anlaufen der Häfen des europäischen Festlandes untersagte. Durch die ausbleibenden Lieferungen der Engländer stieg der Zuckerpreis in enorme Höhen. Doch Frankreich setzte fortan voll auf den heimischen Zuckerrüben-Anbau und eine eigene -industrie, um sich von karibischen Plantagen unabhängig zu machen.
Da Frankreich also keinen Rohrzucker mehr benötigte, entwickelte sich in französischen Überseegebieten der besondere Rhum agricole, der direkt aus Zuckerrohrsaft hergestellt wird, statt aus der erst bei der Zuckerproduktion daraus entstehenden Melasse. Daneben scheinen sich die Franzosen aber auch in den traditionellen Tropfen der karibischen Insel verliebt zu haben. So gehört die renommierte Mount Gay Distillery – und damit eine der wichtigsten Barbados Rum Destillerien – heute zum französischen Konzern Rémy Cointreau.
Und auch das Maison de Cognac Ferrand, das Rums aus verschiedensten Herkunftsregionen in Frankreich nachreifen lässt, hat sich zum 20. Geburtstag einen besonderen Barbados Rum gegönnt und mittlerweile sogar eine eigene Destillerie auf Barbados zugelegt – die West Indies Rum Distillery. Der Markenname „Plantation“ bezieht sich hier weniger auf die Zuckerrohrplantage als Arbeitsplatz, sondern vielmehr auf den bei Cognac und Wein als „Terroir“ bekannten und vor allem in Frankreich gepflegten Kult um herausragende Anbaugebiete, den Ferrand mit Plantation Rum auch auf die Rum-Welt überträgt. Dabei wurde offenbar Barbados als „Grand Cru“ (beste Lage) auserkoren. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe verschiedener Barbados Rums von Plantation.
Vielleicht ist der Unterschied von Barbados Rum zu anderen Sorten und Stilen wie etwa Jamaica Rum oder kubanischem Rum tatsächlich der Boden: Anders als viele andere Karibik-Inseln ist Barbados nicht vulkanischen Ursprungs, sondern ein aus tektonischen Verschiebungen entstandenes Kalkstein-Plateau. Dadurch dürfte sich auch das dort wachsende Zuckerrohr als Rum-Rohstoff bereits von anderen karibischen Gebieten unterscheiden.
Terroir, Herstellungsmethoden oder die anschließende Reifung in den Holzfässern – viele Faktoren tragen zur Besonderheit von Barbados Rum bei. Und auch innerhalb der Rums aus Barbados gibt es natürlich auch Unterschiede, die es zu entdecken gilt. Gönnen Sie sich die ein oder andere Flasche und lernen die folgenden Barbados Rums kennen:
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