5 Gründe, warum Gin anders ist

Dass Gin voll im Trend, hip, oder in ist, lesen wir ständig. Aber warum ist das so?

Was hebt Gin von anderen Spirituosen ab? Wir finden, es gibt mindestens 5 Gründe, warum Gin anders ist als die Anderen.

 

1. Gin ist nicht gleich Gin

Der erste Grund lautet Vielfalt. Kein Gin ist wie der andere. Zwar spielt meist Wacholder eine Rolle, aber danach wird es spannend: Blüten und Früchte, Nüsse, Wurzeln und Kräuter - im Grunde kann alles mit dazu, was Geschmack abgibt. Da wird das Feld der Möglichkeiten schnell riesengroß und gleichzeitig gibt es viel Gelegenheit für kreative Brennmeister, sich mit ausgefallenen Kreationen zu profilieren.

Aber gibt es bei all dieser Vielfalt einen gemeinsamen Nenner? Was genau ist "Gin" eigentlich? Die gesetzlichen Regelungen in der EU-Spirituosenverordnung klingen auf den ersten Blick in ihrer Definition streng, lassen aber bemerkenswert viel offen.

Die gesetzliche Definition von Gin in der Spirituosenverordnung:

  • Gin ist eine Spirituose, die mit Wacholderbeeren aromatisiert wird.
  • Gin muss mindestens 37,5 % Vol. Alkohol aufweisen.
  • Es dürfen nur natürliche oder naturidentische Aromastoffe hinzugefügt werden, "wobei der Wacholdergeschmack vorherrschend bleiben muss".

Die ersten beiden Punkte sagen im Grunde, dass Gin ein Wacholderschnaps ist. Der dritte Punkt ist ein Ansporn zur Qualitätswahrung, weil nicht mit künstlichen Aromen gespielt werden darf. Der Zusatz mit dem vorherrschenden Wacholdergeschmack jedoch wird in der Realität eher als freundlicher Vorschlag interpretiert. Nach wie vor dominiert zwar bei vielen Gins der Wacholder - aber Ausnahmen gibt es genug, siehe den kürzlich verkosteten G'Vine Floraison (zum Tasting-Video).

Die (wichtigsten) Gin-Varianten

Darüber hinaus herrscht unter dem gemeinsamen Mantel "Wacholderschnaps" aber ein beeindruckender Variantenreichtum. Erstens darum, weil neue Gin-Produzenten sich immer ausgefallenere Botanicals (so heißen die zum Aromatisieren des Neutralalkohols verwendeten Kräuter, Wurzeln und Früchte) überlegen müssen, um ihren Gin aus der Masse herauszuheben. Zweitens, weil Gin mit unterschiedlichen Herstellungsweisen historisch gewachsen ist.

 

Gin-Marken, die Sie kennen sollten:

Die Destillerie hinter dem Botanist Islay Dry Gin kennt man sonst von ihrem Single Malt Whisky: Bruichladdich.

Gefühlt schon ewig auf dem Markt, tatsächlich aber ein Kind der 80er: der blaue Bombay Sapphire Gin.

Nicht weniger ikonisch: die grüne Flasche des Tanqueray Gin. Sie steht zurecht in jeder Bar.

 

Gesetzlich wird nur Destillierter Gin, Dry Gin und London Gin (als eine Unterart davon) definiert. Tatsächlich jedoch gibt es ein wesentlich breiteres Feld von Gins, die sich in wichtigen Punkten unterscheiden, in anderen ergänzen.

  • Dry Gin: Zeigt an, dass der Gin nach dem Destillationsverfahren nicht nachgesüßt wurde.
  • London (Dry) Gin: Eine strengere Variante des Distilled Gin, bei welchem dem Destillat weder Zucker, Farbstoffe noch irgendwelche anderen Zusätze (außer Wasser) hinzugefügt werden dürfen. Außerdem sollen alle Botanicals gleichzeitig im selben Destillationsvorgang weiterverarbeitet werden. Beispiel: Tanqueray London Dry Gin.
  • Infused Gin: Ein von der klassischen Mazeration abweichendes Herstellungsverfahren, welches u.a. auch für London Dry Gin verwendet wird. Die Botanicals werden nicht in Alkohol eingelegt und dann zusammen destilliert. Stattdessen werden die Dämpfe des Destillats über Behältnisse geführt, in denen die Botanicals gelagert sind und auf diese Weise aromatisiert. Dieser Vorgang kann mehrmals wiederholt werden. Beispiel: Bombay Sapphire Gin, der aber auch gleichzeitig ein London Dry und Distilled gin ist.
  • Destillierter (Distilled) Gin: Bezeichnet Gin, bei dem die aromagebenden Botanicals zusammen mit dem Grundalkohol destilliert wurden. Dies kann sowohl durch Mazeration, als auch durch Infusion geschehen – oder in einer Kombination aus beidem. Diese Gin-Sorte stellt mittlerweile den allgemeinen Standard dar, denn kaum ein Gin ist nicht (auch) ein Distilled Gin.
  • Davon abweichend der Compound Gin oder Bathtub Gin: Botanicals werden bloß in Neutralalkohol eingelegt und ohne erneute Destillation abgefüllt.
  • Old Tom Gin: War vor langer, langer Zeit hinter mit schwarzen Katern (Old Tomcat) verzierten Geheimtüren semilegal erhältlich und tatsächlich seinerzeit die populärste Variante. Heute ist Old Tom durch den Megatrend zum ungesüßten London Gin etwas in den Hintergrund gerückt. Durch die nachträgliche Zugabe von Zucker ist diese Gin-Variante süßer als die gängigen Dry Gins. Beispiel: Hayman's Old Tom Gin.

Die Liste ist noch lange nicht vollständig, deckt aber die wichtigsten gängigen Gin-Sorten ab. Wichtig ist, dass Gin nicht gleich Gin ist. Je mehr neue Produzenten in einen übervollen Markt drängen, desto kreativer müssen sie mit ihrer Zutatenliste, ihrem Herstellungsverfahren und ihrer Geschichte werden. Denn in irgendeiner Weise muss sich ein neuer Gin von seinen Konkurrenten abheben, um interessant zu werden. Eine Herausforderung für alte und neue Destillerien gleichermaßen – und ein klarer Vorteil für uns.

 

 2. Gin kommt aus der Gosse

Vom Pennergesöff zum Hipsterdrink, so ließe sich die Geschichte von Gin zusammenfassen. Dabei waren seine ersten, torkelnden Schritte recht harmlos. Irgendwann im 17. Jahrhundert fand eine Wacholderspirituose vom europäischen Festland den Weg nach Britannien, wo der neue Schnaps bald als "Genever" bekannt wurde. Darüber, ob der holländische Arzt François de la Boe für die Ginsation (ja, die Namensspiele mit Gin nehmen überhand) verantwortlich ist - oder englische Soldaten den Wacholderschnaps während des Holländisch-Spanischen Krieges vom Kontinent mitbrachten, wird heute noch debattiert. Der Name hat jedenfalls nichts mit der Stadt Genf zu tun, sondern verweist schlicht auf die Wacholderbeere als Hauptzutat: genièvre (franz.) bzw. jenever (niederl.).

Warum aber der miserable Ruf von Gin?

Gin wurde in England schnell populär. Er war billig und war überall zu haben. Dazu kam, dass der Genuss hochprozentiger Spirituosen in der Trinkkultur noch nicht verankert war. Bier und Wein, meist verdünnt, waren die Standardgetränke in Stadt und Land. Der Alkoholgehalt war aus lebensmittelhygienischer Sicht wichtig, denn sauberes Trinkwasser war auch im 17. und 18. Jahrhundert vielerorts Mangelware. Gin war allerdings stärker als die gewohnten Alkoholika - viel stärker. Weil er darüber hinaus auch erschwinglich war, wurde er zum Volksgetränk. Die Zahl der Brennereien überstieg in den 1750er Jahren erstmals jene der Brauereien und wenn man den Schauergeschichten der pikierten Tugendwächter glauben darf, stand in jedem Hinterhof eine kleine Schwarzbrennerei.

 

Gin Lane von William Hogarth, 1751 / eine schwarz-weiß gestochene Szenerie mit vielen verlotterten Menschen in der städtischen Gosse

( Gin Lane von William Hogarth, 1751 / Quelle: Wikipedia )

 

Die Rede war vom Gin Craze: Öffentliche Trunkenheit, Radau, Verlotterung der Sitten, Zerfall der Familien, das ganze Programm wurde mit Gin in Verbindung gebracht. Der Ge- und Missbrauch von Alkohol wurde zu einem öffentlich diskutierten Thema - ein fast schon moderner Prozess. Mit der Zeit beruhigte sich die aufgeheizte Stimmung und Gin wurde langsam aber sicher zu einem Teil der Normalität - und der britischen Nationalidentität.

Mittlerweile ist Gin mit dem höchsten Sanktus des Königshauses versehen, welches - Ironie der Geschichte - einige der prominentesten Gin-Trinkerinnen Großbritanniens stellt. Der schlechte Ruf von Gin Lane ist längst ein Relikt der Vergangenheit, dafür hatte der Wacholderschnaps im 20. Jahrhundert zunehmend mit dem Problem zu kämpfen, plötzlich als altbacken, als Getränk für alte Leute zu gelten. Klar, wenn Queen Mum Gin trinkt, hat das eben großmütterliche Qualitäten. 

 

3. Deutschland ist Gin-Meister

Gin galt als respektabel, aber nicht besonders hip. Das alles änderte sich nach der Jahrtausendwende - und daran beteiligt waren nicht zuletzt einige kleine deutsche Brennereien. Plötzlich nämlich war Gin wieder da. Den alten Platzhirschen wurden neue Herausforderer an die Seite gestellt. Der Schotte Hendrick's zeigte, dass Gin auch anders schmecken kann als nur nach Wacholder. Und die deutschen Revoluzzer machten sich mal eben daran, das englische Nationalgetränk neu zu erfinden.

2010 wurde im Schwarzwald der Monkey 47 Schwarzwald Gin vorgestellt, von einer bis dato unbekannten Brennerei namens Blackforest Distillers. 2011 räumte der neue Gin sämtliche international relevanten Auszeichnungen ein und seither erleben wir so etwas wie den German Gin Craze. Das Schöne daran ist, dass die Qualität dabei nicht zu kurz kommt. Um sich behaupten zu können und auch international in der obersten Liga mitzuspielen, haben alteingesessene ebenso wie neue Brennereien voll auf Innovation und Produktqualität gesetzt und Gins vorgestellt, die schon nach kürzester Zeit zu modernen Klassikern avanciert sind.

 

Deutsche Gins in der ersten Reihe:

The Duke Munich Dry Gin: In München ist dieser Gin schon lange Kult, im Rest der Welt wird er zumindest wohlwollend zur Kenntnis genommen.

Die zwei Gesichter des deutschen Gins: Monkey 47 in der unverwechselbaren Apothekerflasche und der knallige Siegfried Rheinland Gin.

Diese Flasche ist ein filigranes Kunstwerk: Zum Löwen Dry Gin aus Vorarlberg gibt es auch mundgeblasene Gläser in passender Optik.

Welche Gins aus Deutschland und Österreich für Furore sorgen:

  • In München herrscht souverän The Duke, ein Gin mit - wie könnte es anders sein - Hopfen und Malz.
  • Aus den Kartoffeln der Vulkaneifel kommt mit Windspiel Premium Dry Gin der aktuell vielleicht spannendste Gin, der, zumindest was die gesammelten Auszeichnungen betrifft, mit Riesenschritten in den Fußstapfen des Monkey 47 läuft.
  • Ikonisches Flaschendesign wohin man blickt - auch bei Siegfried Gin, dem Bonner Rheinland Dry Gin mit Lindenblatt.
  • Mit einer der schönsten Kombinationen aus Flasche und Glas (siehe Bild unten) melden sich übrigens auch die Österreicher zu Wort: Löwen Dry Gin aus der Voralrberger Bergbrennerei zeigt mit Kräutern und Wurzeln aus den Vorarlberger Alpen Heimatbewusstsein.

Die Liste ließe sich noch beliebig fortsetzen - hier gibt's die Übersicht über die spannendsten aktuellen Gins aus Deutschland.

 

4. Gin will gemischt werden

Gin ist weder Einzelgänger noch Purist: Seine Begeisterung für ewig währende monogame Beziehungen macht ihn zur Ausnahme. Gin and Tonic ist das unzertrennliche Pärchen der Spirituosenwelt. Rum and Coke, Whisky & Ginger Ale sind gegen diese äonenalte Paarung reine Zufallsbekanntschaften. Als Überbleibsel des britischen Imperialismus des 19. Jahrhunderts geht es dem Gin & Tonic - anders als dem Rest-Empire - nach wie vor blendend.

Mittlerweile hat sich auch in Deutschland herumgesprochen, dass es bei Tonic mehr Auswahl als nur Schweppes gibt: Thomas Henry, Fentimans, Fever Tree... die Liste ist lang geworden. So wie jeder Gin seinen eigenen Charakter hat, verträgt er nicht jedes Tonic gleich gut. Umgekehrt kann die richtige Kombination Nuancen des Gins hervorheben, stärken und ergänzen, die ansonsten verborgen geblieben wären.

Milder Gin sollte nicht von zu starkem Tonic erschlagen werden, hochprozentiger Wacholder verträgt mehr Würze, Frucht liebt Frucht... wir haben zum Gin die passenden Tonics ausgewählt und in probierfertigen Gin Tonic Sets zusammengestellt. Viel Spaß beim Testen, Verkosten und Entdecken!

 

Kein Gin ohne Tonic, oder?

Mittlerweile oft unterschätzt: das gute alte Schweppes Indian Tonic Water.

Jeder Gin verdient das passende Tonic Water. Die Bandbreite geht von fruchtig-süß bis chininbitter.

 

Dass Gin neben seinem angestammten Platz an der Seite von Tonic auch Cocktail-Champ ist, darf als allgemein bekannt vorausgesetzt werden. Die Variationsmöglichkeiten beim Cocktail sind dabei immens - kein Wunder, wenn die Ausgangsspirituose im Geschmack schon so vielfältig ist.

Wie und mit was man Gin – abgesehen von Tonic Water – noch mischen kann, erfahren Sie hier im Blog.

...und pur?

Trinkt man Gin eigentlich auch pur? "Nein", sagt Lesley Gracie, die Brennmeisterin von Hendrick's: "Gin braucht immer einen Begleiter".

Wir sagen: Na klar, wenn es ein guter Gin ist - warum nicht? Gin muss nicht zwangsläufig mit Tonic gemischt werden, sondern kann auch solo eine gute Figur machen. Gerade um die Nuancen einer ausgeklügelten Botanical-Komposition herauszuschmecken, sollte man einen neuen Gin beim ersten Mal ganz auf sich alleine gestellt kosten. So trinkt man Gin pur – hier mehr erfahren!

Durch den puren Genuss beim Gin-Tasting ohne alles legt man sich - und hier kommen wir wieder weg vom Purismus - letztlich selbst die Basis für die persönlich favorisierte Paarung mit einem passenden Tonic Water.

 

5. Gin will sich nicht festlegen

Wenn es schon keinen Konsens darüber gibt, ob Gin pur, im Gin & Tonic oder im Cocktail seinen Idealplatz gefunden hat, kann es logischerweise auch zu Trinktemperatur und Glas keine allgemeingültige Aussage geben. Während die Purdegustation ruhig im tulpenförmigen Degustationsglas vonstatten gehen kann - und zwar bei Zimmertemperatur oder leicht darunter - konnten sich beim Gin & Tonic feste Konventionen nie so richtig etablieren. Hohe und tiefe Tumbler, Highball- und Longdrink-Gläser, Rotweinkelche und Cognac-Schwenker: Jede Marke hat sich "ihren" eigenen G&T-Look zugelegt, jede Bar profiliert sich durch kreative Glaswahl. Marmeladenglas? Joghurtbecher? Porzellanschale? Kein Problem, alles möglich, alles schon mal gesehen.

Die einzigen halbwegs verlässlichen Gewissheiten in der Gin-Welt: Gemischt wird er eigentlich immer mit Eis kombiniert. Ein Gin Tonic ohne Eis ist eine Zumutung, ein Cocktail ohne Eis bleibt ein schillernder Außenseiter. Insgesamt lässt Gin, Tradition hin, Geschichte her, sicher den größten Freiraum in Punkto standesgemäßer Präsentation.

Vielleicht ist es dieser letzte Punkt, der den Wacholderschnaps am deutlichsten aus dem Spirituosenfeld heraushebt: Die Betonung von Innovation gegenüber Tradition. Bei Gin steht in der Produktion ebenso wie beim Genuss Kreativität, Spontaneität und die Lust an der Grenzverletzung im Mittelpunkt.

Warum ist Gin anders?

Weil ihm die Vielfalt eingeschrieben ist. Weil er von ganz Unten kommt und es nach ganz Oben geschafft hat. Weil er ein alter Brite ist, der in Deutschland wiederentdeckt wurde. Weil er kein Purist ist und sich gerne unter andere mischt. Und weil er sich so gut wie allen Konventionen entzieht, denen sich andere Spirituosen unterwerfen.

Darum ist Gin anders. Und dafür lieben wir den tausendfachen Individualisten.

 

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