Welches Glas für Grappa?

Wieso gibt es eigentlich ein besonderes Glas für Grappa, das markante Grappa-Glas? Schmeckt Grappa wirklich anders, je nach dem welches Glas man zum Degustieren verwendet? Wir sagen „ja“ – und erklären auch gleich, warum das so ist und welche Gläser zu welchem Grappa passen.

Grappa braucht das richtige Glas

Jede Spirituose bringt ihre eigenen kulturellen Konventionen des Genusses mit sich. So assoziieren wir mit Grappa nicht bloß den Geschmack von destillierten Trestern, sondern eine ganze Reihe darüber hinausgehender Bilder und Eindrücke, vielleicht sogar ein bestimmtes Lebensgefühl. Diese Wolke an Erwartungen und Vorstellungen ist ebenso Teil des Genuss-Erlebnisses wie die Flasche, das Glas und die Spirituose selbst. Wir wollen uns ein wenig eingehender mit dem Glas beschäftigen – dem richtigen Glas für Grappa, ganz normativ in den Raum gestellt.

Denn dieses richtige Glas gibt es in zweierlei Hinsicht:

  • Einerseits soll es kulturell, also in unser Grappa-Assoziationsfeld passen. Es muss ganz einfach unseren Vorstellungen davon entsprechen, wie eine feine Spirituose zu genießen ist. Ein Einwegbecher würde ebenso wie ein Maßkrug gefühlt den Genuss des guten Tropfens sabotieren.
  • Andererseits verändern sich aber auch die olfaktorischen und damit auch die geschmacklichen Eigenschaften einer Spirituose mit dem verwendeten Glas: Unsere Nase, unsere Zunge und unser Gaumen empfinden den Geschmack eines Grappas aus verschiedenen Gläsern tatsächlich unterschiedlich.

 

Zwei gute Gründe, einen genaueren Blick auf das richtige Glas für Grappa zu werfen.

 

Das Grappa-Glas in 3 unterschiedlichen Varianten

Wir empfehlen je nach Art des Grappas Variationen eines übergeordneten Grund-Themas. Dieses zieht sich durch alle brauchbaren Degustationsgläser und lässt sich zuerst einmal als „bauchig“ beschreiben. Geeignete Gläser für Spirituosen weisen eine tulpen- oder birnenförmige Wölbung auf, sind also generell unten breiter und verjüngen sich nach oben. Faktoren wie das Volumen, der Durchmesser der Öffnung, die Stärke der Glaswand, etc., sind nachgeordnet (aber keinesfalls unwichtig). Wir stellen hier drei Variationen des Themas „bauchig und nach oben hin verjüngt“ vor, die den gemeinsamen Tenor aller Grappa-Gläser in jeweils unterschiedliche Stile überführen:

Grappakelch von Marzadro. Das Degustationsglas ist unten bauchig und nach oben hin verjüngt. Stylischer Grappakelch (Degustationsglas) von Poli in Venetien, extra langstielig und besonders elegant.
1. Klassischer Grappakelch
2. Schlanker Designkelch
3. Grappaballon
Diese Glasform findet sich als Standard bei jeder Grappa-Verkostung: Der klassische Grappakelch, hier aus dem Hause Marzadro. Schlanker und mit weniger Volumen präsentiert sich der Grappakelch von Poli. Ein Hingucker, bei dem Form und Funktion übereinstimmen. Der Grappaballon oder -schwenker empfiehlt sich bei komplexen Grappe mit vielschichtigen Holzaromen.

 

Warum haben Grappa-Gläser diese Tulpenform?

Grappakelche weisen generell eine bauchige und nach oben hin verjüngte Form auf, die auch Tulpenform genannt wird. Der Grund dafür liegt in der Art und Weise, wie unsere Nase Gerüche wahrnimmt und wie diese Aromen zu einem Teil des Gesamtprofils einer Spirituose im Mund werden. Vereinfacht gesagt: Grappa riecht aus einem tulpenförmigen Glas besser. Die genaue Form stellt dabei stets einen Kompromiss zwischen zwei Faktoren dar:

  1. Die Oberfläche, die der Grappa zur Luft hat: Je bauchiger das Glas, desto größer diese Oberfläche und desto mehr reagiert die Spirituose mit der Umgebungsluft. Der Duft wird intensiver, mehr Fruchtaromen steigen auf, gleichzeitig aber auch mehr Alkoholdämpfe.
  2. Der Öffnungsdurchmesser des Glases: Er bestimmt, wie viel von den gelösten Aromen und Alkoholdämpfen sofort nach oben in unsere Nase steigen kann. Eine engere Öffnung fungiert wie ein gate keeper, reduziert den beißenden Alkoholgeruch, aber lässt genug von den angenehmen Duftnoten an unsere Nase steigen – ein erwünschtes Ergebnis. Zu schmal und wir riechen insgesamt auch weniger Frucht, während eine überdimensionierte Glasöffnung dazu führen kann, dass die subtileren Nuancen des Destillats vom dominanten Alkohol an den Rand gedrückt werden.

Aus diesen Gründen wird man bei professionellen Grappa-Degustationen vor allem mit dem klassischen Grappakelch konfrontiert. Hier ist jene Ausgewogenheit zwischen aromatischer Intensität und Fokussierung gegeben, die zugleich auch den direkten Vergleich zwischen unterschiedlichen Abfüllungen, Sorten und Marken einfacher macht.

Die Glas-Empfehlungen aus dem Artikel gibt's hier im Shop:

 

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